Mammalogie
Die Säugetierkollektion der ZSM umfasst Schädel, Skelette, Felle, Bälge und Alkoholpräparate von etwa 40.000 Exemplaren aus allen Säugetierordnungen und gehört damit zu den bedeutendsten Säugetiersammlungen in Europa. Dazu kommen noch etwa 35.000 Kleinsäugerschädel aus Eulengewöllen, die im Rahmen einer Bestandserhebung bayerischer Kleinsäuger in den Jahren 1990 – 2005 gesammelt bzw. präpariert wurden (Näheres siehe unter Forschungsprojekte der Sektion Säugetiere).
Besondere Bedeutung hat die Münchner Säugetiersammlung durch ihre umfangreichen Kollektionen von Großsäugetieren aus Südamerika, Afrika und Südostasien. Nur in wenigen wissenschaftlichen Sammlungen finden sich derart umfangreiche Bestände von Schädeln, kompletten Skeletten und Fellen von Affen, Elefanten, Seekühen, Pferdeartigen, Giraffen, Hirschen, Hornträgern, Raubtieren, Gürteltieren und anderen Säugetiergruppen. Die Kollektionen wurden zum überwiegenden Teil in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg auf Jagd- und Sammelexkursionen eingebracht. Da die Lebensräume vieler der vorhandenen Arten in den Ursprungsländern in zunehmendem Maße vernichtet werden und ein Sammeln aus ethischen und artenschützerischen Gründen heute ohnehin nicht mehr möglich ist, handelt es sich um ein unersetzliches Grundlagenmaterial für Forschungsprojekte auf dem Gebiet der zoologischen Systematik wie auch der vergleichenden Anatomie und der Funktionsmorphologie.
Die Fellsammlung gewinnt darüberhinaus zunehmend an Bedeutung als Reservoir für Gewebematerial, aus dem sich DNA für molekularbiologische Untersuchungsmethoden gewinnen läßt.
International stark nachgefragt wird auch die Primatensammlung, deren Kernstück individuenreiche Serien von Orang-Utans, Gibbons und Makaken aus Borneo, Sumatra, Thailand und anderen Regionen des malayischen Archipels bilden. Ein komplettes Inventarverzeichnis der gesamten Primatenbestände wird in Kürze hier einsehbar sein.
Das Quagga der Zoologischen Staatssammlung.
Neben der reinen Studiensammlung haben sich einige 100 Stopfpräparate aus der ehemaligen Schausammlung im sogenannten Wilhelminum in der Neuhauser Straße erhalten. Der größte Teil der dort ausgestellten Präparate wurde bei einem alliierten Bombenangriff im April 1944 zerstört. Glücklicherweise waren aber einige der besonders wertvollen und seltenen Exponate vorher evakuiert worden und haben sich bis in unsere Tage erhalten. Dazu gehören Arten und Formen, die heute ausgestorben und daher unersetzlich sind, wobei jedoch betont werden muß, daß keine dieser Arten durch die Sammeltätigkeit von Zoologen dezimert oder gar ausgerottet wurde. Es sind dies zum Beispiel der Tasmanische Beutelwolf, das Quagga, eine Unterart des Steppenzebras, (beide derzeit ausgestellt in der Dauerausstellung des Museums Mensch und Natur), sowie der Kaukasuswisent, eine Unterart des Europäischen Wisents.
Ausführliche Angaben zu den Sammlungen und Sammlern der Säugetierkollektion finden sich bei KRAFT, R. (1992): Die Sektion Säugetiere der Zoologischen Staatssammlung München. – Spixiana Suppl. 17: 138-153.