Hemiptera

Sektion Hemiptera

In der Sektion Hemiptera (bisher: Rhynchota) werden außer den namengebenden Hemiptera (Hetereoptera, Auchenorhyncha, Sternorrhyncha) folgende Insektenordnungen betreut: Ensifera, Caelifera, Mantodea, Phasmatodea.

Die Forschung der Mitarbeiter dieser Sektion betrifft außer den oben genannten Taxa auch die Hymenoptera.

Die Hemiptera (Hemiptera oder Schnabelkerfe) sind durch besonders differenzierte Mundwerkzeuge charakterisiert, die zu einem Stechrüssel spezialisiert sind. Als Stechborsten dienen Mandibeln und Maxillen, Maxillar- und Labialpalpen fehlen. Das Labium ist zu einem Rostrum differenziert, welches das Stilett umschließt.

Die Hemiptera umfassen vier Taxa (Ordnungen oder Unterordnungen), die Auchenorrhyncha, die Sternorrhyncha, Coleorrhyncha und die Heteroptera.

Die Auchenorrhyncha (Zikaden) haben meistens Flügel, die in Ruhestellung dachförmig über den Rücken gelegt werden. Der Saugrüssel entspringt an der Unterkante des Kopfes. Die Hinterbeine sind in der Regel als Sprungbeine ausgebildet. Zikaden leben von Pflanzensäften. Es gibt weltweit mehr als 42.000 Arten von Zikaden. In der ZSM sind insgesamt ca. 1.600 Arten von Auchenorrhyncha vorhanden. Sehr viel Material stammt aus Mitteleuropa aber auch aus Südamerika und Südostasien.

Die Sternorrhyncha (Pflanzenläuse) sind meist kleine Insekten, die von Pflanzensäften leben, zum Teil von großer wirtschaftlicher Bedeutung als Schädlinge. Die Vorderflügel sind nie stärker sklerotisiert als die Hinterflügel; die Flügel werden in Ruhe meistens dachartig über den Rücken zusammengelegt. Es gibt weltweit mehr als 16.000 Arten, in der ZSM befinden sich ca. 1.000 Arten. Zur Zeit wird eine umfangreiche Blattlaus-Sammlung von Dr.
Kurt Heinze aus Berlin erfasst und neu aufgestellt. Es handelt sich hierbei um mehrere Zehntausend Präparate.

Die Heteroptera (Wanzen) haben zweigeteilte Vorderflügel, mit einem derben Basalteil und einem häutigen (membranösen) Apicalteil. Die Flügel liegen flach auf dem Rücken, die Membranen überlappen sich. Die Stechborsten werden von einem drei- bis viergliedrigen Labium umschlossen, das einen Rüssel (Rostrum) bildet. Heteropteren haben fast immer Stinkdrüsen zur Abwehr. Heteropteren sind morphologisch sehr formenreich, sie saugen meistens an Pflanzen seltener an Insekten oder Säugetieren (z. B. Bettwanze, Blutsauger).

Es gibt weltweit über 40.000 Arten von Wanzen, davon sind ca. 7.500 in der ZSM vertreten. Besonders wertvoll ist die Sammlung von G. Seidenstücker (1912-1989) mit etwa 90.000 Tieren vor allem aus Mitteleuropa und der Türkei. Darüber hinaus sind in der ZSM viele Arten aus Südamerika, Südostasien und Australien vertreten.

Die Orthoptera (Saltatoria, Springschrecken oder Heuschrecken) haben beißende Mundwerkzeuge, die Hinterbeine sind fast immer Sprungbeine. Die Vorderflügel sind derber als die membranösen Hinterflügel. Die Orthoptera (sensu strictu) umfassen die beiden Taxa (Unterordnungen, oft auch als Ordnungen bezeichnet) Ensifera und Caelifera. In der ZSM befinden sich ca. 2.000 Arten von Saltatoria, weltweit gibt es etwa 20.000 Arten. Früher wurden noch weitere Taxa zu den Orthoptera (sensu lato) gerechnet (Blattodea, Mantodea und Phasmatodea).

Die Ensifera (Langfühlerschrecken, Laubheuschrecken und Grillen) sind an ihren langen Antennen (Fühler) zu erkennen, die mindestens Körperlänge erreichen. Die Weibchen haben einen langen Ovipositor. Langfühlerschrecken ernähren sich häufig von anderen Insekten.

Die Caelifera (Kurzfühlerschrecken, Feldheuschrecken) haben nur kurze Antennen (in der Regel kürzer als Kopf und Brust zusammen). Die Genitalvalven der Weibchen sind kurz, nur wenig hervorragend. Die meisten Caeliferen sind Pflanzenfresser, zu ihnen gehören die berüchtigten Wanderheuschrecken.

Die Phasmatodea (Phasmida, Gespensterschrecken, Stabheuschrecken und Wandelnde Blätter) sind meistens relativ große Insekten, häufig von stabförmiger Gestalt und als solche meistens sehr gut getarnt (Mimese). Meso- und Metathorax sind häufig gestreckt, das Pronotum kurz. Die Flügel sind oft reduziert. Die Phasmatodea sind vor allem in den Tropen verbreitet, man kennt weltweit etwa 3.000 Arten. Zu ihnen gehören die längsten Insekten der Welt (Phobaeticus kirbyi) mit einer Körperlänge von bis zu 32 cm. In der ZSM befinden sich derzeit ca. 350 Arten von Phasmatodea.

Die Mantodea (Fangschrecken, Gottesanbeterinnen) sind bekannt durch ihre zu Fangbeinen umgebildeten Vorderbeine (Funktion nach dem Klappmesser-Prinzip). Der Kopf ist frei, gut beweglich meistens mit großen Augen und mit beißenden Mundwerkzeugen. Das Pronotum ist in der Regel stark verlängert.  Weltweit kennt man ca. 2.300 Arten, in der ZSM sind davon fast 550 Arten.