Schnelle Evolution im ewigen Eis
In den eisigen Gewässern rund um die Antarktis, bei Wassertemperaturen bis zu -1.9 ˚C, findet man fast ausschließlich eine bestimmte Gruppe von Fischen, die Antarktisfische (Unterordnung Notothenioidei), die dort bis zu 95% der Fischfauna ausmachen. Erstaunlicherweise ist jedoch genau diese Fischgruppe evolutionär gesehen recht jung, mit einem Alter von nur rund 10 Millionen Jahren. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne haben die Antarktisfische eine enorme Artenvielfalt gebildet. Die über 100 Arten der Antarktisfische unterscheiden sich stark in Größe (von nicht mal 10 cm bis hin zu über 2 m Länge) und Lebensstil, und weisen eine einzigartige Anpassung an die extrem kalte Umgebung auf. Das Überleben in diesen Gewässern wird ihnen nämlich durch Gefrierschutzproteine ermöglicht, die sie in ihrem Blut und Gewebe tragen, und die die Bildung von Eiskristallen im Körper unterbinden. Mit ihren Anpassungen, ihrer Artenvielfalt, und ihrer schnellen Evolution sind die Antarktisfische ein Paradebeispiel des Prozesses der sogenannten adaptiven Radiation, der zum Beispiel auch zur Entstehung der Darwinfinken auf den Galapagos-Inseln geführt hat.
Diese adaptive Radiation der Antarktisfische ist der Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes des neuen Abteilungsleiters der ZSM, Michael Matschiner. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Universitäten Padua in Italien, Ushuaia in Argentinien, und Oslo und Bergen in Norwegen rekonstruiert und analysiert Michael Matschiner die Genome der Antarktisfische, anhand von wertvollen Gewebeproben, die Michael und seine Kollegen in der Antarktis gesammelt haben. Die vom Norwegischen Forschungsrat finanzierte Forschung wird uns Auskunft geben über die Umstände, unter denen sich Arten schnell bilden und an ihre Umwelt anpassen können.
Galerie
Arten
Beteiligte Personen der ZSM
Prof. Dr. Michael Matschiner
Beteiligte externe Personen
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