Auguste von Bayern in der Zoologischen Staatssammlung München auf den Spuren von Therese von Bayern
Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) archivieren in den einzelnen Abteilungen einen riesigen Schatz von über 33 Millionen naturwissenschaftlichen Objekten und den zugehörigen Daten aus über 200 Jahren. Dazu gehören auch viele historische Belege berühmter Münchner Persönlichkeiten wie den Herzogen von Leuchtenberg und Prinzessin Therese von Bayern.
Prinzessin Therese Charlotte Marianne Auguste von Bayern (1850 – 1925) war neben drei Söhnen die einzige Tochter des Prinzregenten Luitpold von Bayern und dessen Ehefrau Auguste Ferdinande von Österreich. Sie war unerschrocken, voller Entdeckerdrang und vor allem an den Naturwissenschaften sehr interessiert. Da Frauen ein Hochschulstudium bis zum Jahr 1903 verwehrt blieb, kümmerte sie sich selbst um ihre Bildung und lernte Zoologie, Botanik, Geografie und Ethnologie im intensiven Selbststudium. Dazu eignete sie sich im Laufe Ihres Lebens 12 Sprachen in Wort und Schrift an.
Im Alter von 21 Jahren zog es sie in die Ferne. Mehrere mehrmonatige Reisen, auf denen sie inkognito als „Gräfin Elpen“ mit maximal drei persönlichen Bediensteten unterwegs war und sehr spartanisch lebte, führten sie durch Nord- und Osteuropa, Russland, Nordafrika, Nordamerika, Mexiko und Südamerika. Dabei sammelte sie botanische, zoologische und ethnologische Belege und notierte gewissenhaft alles was ihr wichtig erschien. Tatsächlich entpuppten sich einige der von ihr gesammelten Belege als bislang nicht bekannte Arten, die von Spezialisten neu beschrieben wurden.
1892 wurde Therese von Bayern – als erste und lange Jahre einzige Frau – zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Am 9. Dezember 1897 erhielt sie als erste Frau von der Universität München die Ehrendoktorwürde.
1898 begann sie ihre längste Sammelreise quer durch Südamerika, die über ein halbes Jahr dauerte und vor allem eine umfangreiche zoologische Ausbeute ergab.
1925, also vor genau hundert Jahren, verstarb die Prinzessin. Seit 1926 wird ihr gesamter zoologischer Nachlass in den Magazinen der ZSM aufbewahrt; leider wurde vieles davon bei der Bombardierung der Alten Akademie in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 zerstört, so etwa ihre große Aufsammlung an südamerikanischen Fischen, von der nur ein Wels erhalten blieb, der als Leihgabe in der Schicksalsnacht nicht vor Ort war. Er und viele andere Belege von Therese von Bayern stehen heute Wissenschaftlern aus aller Welt für ihre Forschungen zur Verfügung.
Aus diesem Grund besuchte Dr. Auguste von Bayern (MPI für biologische Intelligenz) mit einem Kamerateam des BR am 12. Mai 2025 die Zoologische Staatssammlung, um Material von den Forschungsreisen ihrer Ururgroßtante Therese von Bayern zu sichten. Von ihr hat sie nicht nur den Vornamen deren Mutter, sondern auch die biologische Neugier und die Liebe zur Natur geerbt: sie forscht an der Denkfähigkeit von Rabenvögeln und Papageien und ist Vorstandsvorsitzende des Förderkreises Naturkundemuseum Bayern. Auf den Spuren ihrer Verwandten ist sie selbst auf deren Sammelroute durch Südamerika gereist und wollte jetzt einige der von ihr mitgebrachten Belege ansehen.
In der Herpetologie wird der peruanische Therese-Kielschwanzleguan mit anderen wissenschaftlich besonders wertvollen Belegen in einem abgetrennten Bereich aufbewahrt. Steindachner beschrieb ihn 1901 der Sammlerin zu Ehren als Microlophus theresiae; es handelt sich um das Typusexemplar, das Urmeter seiner Art, das solange es besteht für die Taxonomie dieser Gattung unersetzbar bleibt.
Gleiches gilt für den kleinen Schwimmkäfer Lancetes theresae, den Therese von Bayern von ihrer langen Südamerikareise aus Bolivien mitbrachte; unter dem Etikett befindet sich die genaue Fundortsituation, handschriftlich von der Sammlerin notiert.


Der Besuch in den Magazinen der ZSM wird am 5. Oktober um 16∶15 in der Dokumentation Adel zwischen Märchen und Moderne. Zu Besuch bei Auguste von Bayern ausgestrahlt. Auch im Rahmen der Jubiläumsfeier zu 200 Jahre SNSB im Jahr 2027 werden sicher einige Belegstücke von Prinzessin Therese von Bayern für die Öffentlichkeit zu sehen sein.
Markus Unsöld