Johann Baptist Ritter von Spix

Ein Zoologe auf der Suche nach dem „natürlichen System”.

Johann Baptist Ritter von Spix war der erste Konservator der damaligen zoologisch-zootomischen Sammlungen der Bayerischen Akademie in München, aus der die Zoologische Staatssammlung München hervorgegangen ist. Ihm zu Ehren verleihen die Freunde der ZSM e.V. an besonders verdiente Personen die RITTER VON SPIX MEDAILLE und die wissenschaftliche Zeitschrift der Zoologischen Staatssammlung heißt in Erinnerung an ihn “SPIXIANA”. In München ist auch eine Straße nach Spix benannt.

Der spätere Zoologe Johann Baptist Spix wurde 1781 im fränkischen Höchstadt an der Aisch geboren. Er wird in den Büchern über die Geschichte der Biologie meistens im Zusammenhang mit der höchst erfolgreichen Brasilienexpedition (1817 bis 1820) erwähnt, die er gemeinsam mit Carl Friedrich Philipp von Martius durchgeführt hat. Sein sonstiges Wirken als Zoologe und seine Verdienste für die zoologische Systematik sind auch heute noch viel zu wenig bekannt. Es ist das Verdienst von Prof. Dr. Ernst Josef Fittkau, dem früheren Leiter der Zoologischen Staatssammlung München, diesen Zoologen zweihundert Jahre nach seiner Geburt in verschiedenen Publikationen und Symposien bekannter gemacht zu haben.

Höchstadt an der Aisch zur Zeit von Spix.

Spix stammte aus ärmlichen Verhältnissen, konnte aber auf Grund seiner Begabung zunächst in Bamberg, dann in Würzburg Philosophie und Theologie studieren. Durch den damals noch jungen Naturphilosophen Friedrich Wilhelm Josef Schelling wurde Spix’ Interesse an der Natur geweckt. Er studierte Medizin (der damalige Weg zur Zoologie) und praktizierte kurze Zeit als Arzt. Im Jahre 1808 wurde er vom ersten Bayerischen König, Maximilian I Josef, an die Königliche Akademie der Wissenschaften berufen. Spix reiste mit einem großzügigen Stipendium der bayerischen Regierung zu einem Studienaufenthalt nach Frankreich ans Pariser Museum, dem damaligen Mekka der Zoologie, und von dort aus zu meeresbiologischen Exkursionen u. a. nach Italien. Der Einfluss seines Lehrers Georges Cuvier, dem Begründer der vergleichenden Anatomie, war in seinen späteren Publikationen unübersehbar.

Höchstadt an der Aisch zur Zeit von Spix.

Im Jahre 1810 wurde Spix Adjunkt bei der Königlich-Bayerischen Akademie der Wissenschaft und im folgenden Jahr zum Konservator einer eigenständigen zoologisch-zootomischen Sammlung berufen. Hierauf geht die Zoologische Staatssammlung München zurück.

Spix hatte in München die Aufgabe, die zoologische Sammlung der Akademie zu ergänzen und wissenschaftlich zu bearbeiten, eine Aufgabe, der er sich mit großem Geschick und Eifer widmete. Seine Thesen über die Arbeitsweise der zoologischen Systematik, in denen er noch vor Darwin die Suche nach dem natürlichen System als zentrale Aufgabe definierte, und die von ihm formulierten Aufgaben eines Konservators sind in überraschend weiten Teilen noch heute gültig. Er schrieb in kürzester Zeit ein umfassendes Werk über die Geschichte der Zoologischen Systematik.

Im Alter von 36 Jahren, als bereits renommierter Zoologe, fuhr Spix zusammen mit dem jüngeren Botaniker Martius nach Brasilien und führte dort die später berühmt gewordene Expedition (1817 – 1820) durch. Die beiden Münchner Wissenschaftler fuhren in das Innere Brasiliens und erforschten insbesondere das Amazonasgebiet. Diese Forschungsreise war außerordentlich erfolgreich und die beiden Wissenschaftler brachten Sammlungsmaterial mit, das zum großen Teil noch heute in den Staatlichen Bayerischen Sammlungen aufbewahrt wird.

Spix und Martius wurden nach ihrer erfolgreichen Rückkehr geadelt und mit vielen Ehrungen bedacht. Leider konnte Spix von der reichen Ausbeute nur die Wirbeltiere (mit Ausnahme der Fische) selbst bearbeiten. Er konnte sich von den Strapazen der Brasilienreise nicht erholen und starb im Jahre 1826, mit nur 45 Jahren an einer Tropenkrankheit. Martius hingegen konnte noch bis zu seinem Tode im Jahre 1886 die brasilianische Ausbeute wissenschaftlich bearbeiten und an der Münchner Universität lehren.

Siehe auch einen ausführlicheren Bericht über Ritter von Spix mit einem Verzeichnis der von ihm verfassten Schriften und weiteren Literaturhinweisen.

Literatur

HUBER, B. & HUBER, W. (1993) Dr. Johann Baptist Ritter von Spix – eine “berühmte Münchner Persönlichkeit”- Spixiana 16, 97 – 104

BARTKOWSKI, B. (1998) Das Tierreich als Organismus bei J. B. v. Spix (1781-1826). Seine Auseinandersetzung mit der Mannigfaltigkeit im Tierreich: Das “natürliche” System. Europäische Hochschulschriften Ser. III, Bd. 804, Frankfurt/Main, 456 S.

FITTKAU, E. J., Hrsg. (1983) Festschrift zu Ehren von Dr. Johann Baptist Ritter von Spix; Spixiana Suplement 9. Inhaltsverzeichnis des ganzen Bandes…

FITTKAU, E. J. (1995) Johann Baptist Ritter von Spix. Rundgespräche d. Kommission f. Ökologie, “Tropenforschung”, Bayer. Akad. d. Wissenschaften. 10, 29-38.

HEINZELLER, T. (2006): Zum 225. Geburtstag des Begründers der ZSM: Spix und der Aufbruch der Zoologie in die Moderne 193-197

SCHÖNITZER, K. (2006) Zum Todestag des Zoologen J. B. von Spix – Johann Baptist Ritter von Spix (1781-1826), ein zu wenig bekannter Zoologe auf der Suche nach dem “natürlichen System”. GFBS-Newsletter (16), 37-38, 30. (PDF-Datei des gesamten Heftes (GfBS-Newsletter Nr. 16, 1,59MB)

K. Schönitzer (2011) Johann Baptist von Spix (1781 – 1826). Basilienforscher und Gründer der Zoologischen Staatssammlung München. Naturwissenschaftliche Rundschau 64, 466-471