Die Sammlung Wagner

Sektion Ichthyologie

MORITZ WAGNER, (1813-1887), Professor an der Ludwig-Maximilians Universität München, bereiste das Mittel- und Südamerika von 1853-1854 und 1858-1859. Grossteile des Materials, das er während seiner ersten Reise gesammelt hat, gingen aufgrund der schlechten Konservierung bereits auf dieser Reise verloren. Das verbliebene Sammlungsmaterial wurde durch ein schweres Erdbeben am 16. April 1854 in San Salvador (El Salvador) zerstört. Die zweite Reise in den Jahren 1858-1859 führte WAGNER nach Panama und Ecuador. WAGNER geht in dem Bericht über seine zweite Forschungsreise genauer auf die Orte, Flüsse oder Einzugsgebiete ein, an denen er gesammelt hat. Teilweise finden sich in dieser Arbeit auch nähere Angaben zu Typusfundorten der von KNER 1863 aus der Sammlung WAGNER beschriebenen neuen Arten.

SIEBOLD übertrug die Bearbeitung der Fische der WAGNER-Sammlung RUDOLF KNER. Die Sammlung WAGNER umfasste mindestens 72 Individuen (22 Gattungen, 32 Arten); diese Gesamtanzahl ergibt sich aus KNERs Auflistung im zweiten Teil der Arbeit; davon wurden 16 Arten und zwei Gattungen als neu beschrieben. Unklar ist ob SIEBOLD das gesamte WAGNER-Material nach Wien geschickt hat, oder ob die Sammlung ursprünglich weitere Individuen beinhaltete, die nicht nicht ausgeliehen wurden. Denn KNER publizierte 1864 in den ausführlicheren Beschreibungen mehr Individuen, als noch zuvor in den 1863 veröffentlichten Kurzbeschreibungen, was darauf hindeutet, dass KNER weiteres WAGNER Material von SIEBOLD erhalten hat.

Fundorte in Ecuador

Von einer längeren Expedition, die er zu Fuß mit einem Missionar und 20 Indianern in das obere Pastassa Tal (Rio Pastaza, Ecuador, Zufluß zum R. Maranón) durchführte, kehrte er nach Quito zurück. Von dort aus unternahm er kürzere Exkursionen unter anderem zu den Vulkanen Cotopaxi, Illiniza, Tungurahua und Chimborazo.

„Die Süßwasserfische, welche ich aus dem Staate Ecuador (Südamerika) an die zoologische Staatssammlung in München einsandte, und deren Namen in der descriptiven Abhandlung der HH. Kner und Steindachner angeführt sind, stammen theils aus dem Rio Guayaquil, theils aus den verschiedenen Confluenten, welche diesem wasserreichen Strom von den Anden der Provinzen Pichincha, Leon und Chimborazo zufließen. Sie gehören mit Ausnahme der beiden kleinen alpinen Welsart Brontes prenadilla, ausschließlich nur dem westlichen Abfall des Gebirges an. Die in den Flüssen Pastassa und Napo der Ostseite vorkommenden Fischarten sind von denen der Westseite specifisch ebenso verschieden, wie die Amphibien, Mollusken und Insekten.“

Fundorte in Panama

„Die Fischarten des Rio Chagres, des Rio Bayano und der Flüsse von der pacifischen Abdachnung West-Veragua’s habe ich mit Ausnahme einer einzigen Spezies, …, ziemlich vollständig gesammelt.“ … „Folgende Fischarten habe ich in den Flüssen bieder gehänge der Wasserscheide vorkommend beobachtet, und zwar im brackischen Wasser der Mündungen: Acanthias vulgaris, Dajaus elongatus, Dajaus monticola, Dajaus nasutus; im süßen Wasser des mittleren Flusslaufes: Macrodon brasiliensis (?), Acara coeruleopunctata, Heros sieboldii, Xiphophorus gilii, Chalcinopsis striatulus, Tetragonopteruas aeneus, Tetragonopterus gronovii, Pimelodus ceinerascens, Loricaria lima, Hypostomus plecostomus.

Weiter berichtet WAGNER über Fischfauna der westlichen Andenabflüsse:

„Für die Tiefenregion der Flüsse sind besonders bezeichnend der seltsam gezeichnete Sternopygus macrurus und Chalceus atrocaudatus. Dagegen scheinen Trichomycterus laticeps und Trichomycterus taenia mehr der mittlere Region (zwischen 1000 und 6000’ [Bayerische Fuß, etwa 290 – 1750 m NN]) anzugehören. Aus der Familie der Characinen kommen hier die beiden ausgezeichneten Formen: Pseudochalcinus lineatus und Saccodon wagneri vor. Nur die obern Regionen von 700 bis 13400’ [Bayerische Fuß, etwa 200 – 3900 m NN] beschränkt sind die Arten: Arges cyclopum und Brontes prenadilla.“

Der atlantischen Seite des Isthmus, dem Rio Chagres und seinen Nebenflüssen scheinen ausschließlich nur Pimelodus modestus und Ancistrus cirrhosus anzugehören. Auf die südliche (pacifische) Abdachung beschränkt sind die von den Herren Kner und Steindachner als neu aufgestelten Arten: Pristipoma humile, Eleotris picta, Engraulis macrolepidota, Engraulis poeyi, Bargus arioides, Heros altifrons. Letztere ausgezeichnete Art findet sich weder im Rio Bayano, noch im Rio grande der Südseite, sondern ausschließlich nur in den südlichen Flüssen des Departements Chiriqui (West-Veragua).“

Weitere Aufsammlungen aus Panama neben dem Rio Bayano stammen aus den Flüssen Rio Chucunaque, Rio Cacique Rio Apogado.

Literartur

Wagner, M. 1864. Über die hydrogaphischen Verhältnisse und das Vorkommen der Süßwasserfische in den Staaten Panama und Ecuador. Abhandlungen der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften, II Classe 11 (I Abt.).

— . 1870. Reisen im tropischen Amerika. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart.