Die Sammlungen Merzbacher und Zugmayer aus Zentralasien
Sektion Ichthyologie
Die Sammlung GOTTFRIED MERZBACHER (1843-1926)
MERZBACHER bereiste von 1906-1907 verschiedenen Teile des Zentralasiatischen Tian-Schan Gebirges, das die Grenze zwischen China, Kasachstan und Kirgisien bildet. Das Material, hauptsächlich Cypriniden stammt vornehmlich vom Fluß Íle, der vom Tian-Schan in das abflusslose Balkas Köli Seebecken entwässert. MERZBACHER hat anscheinend ausschließlich im chinesischen Teil gesammelt. Die Fundorte des Fischmaterials sind: der „Ili bei Kuldscha [Yining]“, der See „Bagrasch-Kul [Bosten Hu] bei Karaschahr [Yanqi]“, der „Fluss Manas [Manas He] in de Nähe der gleichnamigen Stadt“ und der „Kara-Kul, südliches Kiukenik-Tal bei Kutscha [Kuqa]“ (ZUGMAYER, 1913). Weiteres Material, ZUGMAYER nur im Vorwort erwähnt, stammt aus dem Oberlauf des Syr-Darja in Kirgisien und aus dem Fluss Tschu. Die Sammlung MERZBACHER enthielt ursprünglich 46 Fische aus 10 Arten, eine davon, Aspiopsis merzbacheri wurde von ZUGMAYER als neue Art beschrieben. Die Sammlung MERZBACHER ging durch Schenkung an die Zoologische Staatssammlung München über (ZUGMAYER, 1913), und wurde im Zweiten Weltkrieg vermutlich vollständig zerstört. Lediglich einer der insgesamt 16 Syntypen von Aspiopsis merzbacheri wurde vor Ausbruch des Krieges an das British Museum of Natural History getauscht, und blieb so erhalten (BMNH 1914.3.2.1 (1) ex ZSM [Old Collection]).
Weiteres Fischmaterial von dieser Expedition
Schizothorax argentatus Kessler, 1874. Valid: Schizothorax argentatus Kessler. Anzahl: 7. Fundort: Ili. Länge: größtes Ex. 630 mm.
Schizothorax pseudoaksaiensis Herzenstein, 1889. Valid: Racoma pseudoaksaiensis (Herzenstein 1889). Anzahl: 1. Fundort: Ili bei Kuldscha. Länge: 575 mm
Schizothorax tarimi Kessler, 1879. Synonym of Racoma biddulphi (Günther 1876). Anzahl: 1. Fundort: Bagrasch-Kul bei Karaschahr. Länge: 490 mm
Aspiorhynchus przewalskii Kessler, 1879 Synonym of Aspiorhynchus laticeps (Day 1877). . Anzahl: 1. Fundort: Bagrasch-Kul bei Karaschahr. Länge: 570 mm
Diptychus dybowskii Kessler, 1874. Valid: Gymnodiptychus dybowskii (Kessler 1874). Anzahl: 6. Fundort: Ili bei Kuldscha. Länge: 170 – 210 mm
Diptychus przewalskii Kessler, 1879 Synonym of Gymnodiptychus dybowskii (Kessler 1874). Anzahl: 2. Fundort: Kara-Kul, südliches Kiukenik-Tal bei Kutscha. Länge: male 110 mm, female 112 mm
Aspiopsis merzbacheri Zugmayer, 1913. Valid: Leuciscus merzbacheri (Zugmayer 1912). Anzahl: 16. Fundort: Fluss Manas in de Nähe der gleichnamigen Stadt, nordwestlich von Urumtschi am Nordfuße des Thian-Schan größtes Ex . Länge: 222 mm; Syntypes: ZSM [Old Collection] (15), BMNH 1914.3.2.1 (1) ex ZSM [Old Collection]
Nemacheilus yarkandensis Day, 1877. Valid: Triplophysa yarkandensis (Day 1877). Anzahl: 4. Fundort: Bagrasch-Kul bei Karaschahr. Länge: junge Exemplare
Nemacheilus stoliczkai Steindachner, 1866. Valid: Triplophysa stoliczkai (Steindachner 1866). Anzahl: 2. Fundort: Thermen im obersten Teil des Kasch-Tales, zentraler Thian-Schan, 3000 m ü. M. Länge: kleine Exemplare, Wassertemp. 30 °C
Diplophysa strauchii Kessler, 1874. Valid: Triplophysa strauchii (Kessler 1874). Anzahl: 6. Fundort: Ili bei Kuldscha. Länge: größtes Ex. 160 mm
Literatur
Zugmayer, E. 1913. Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise von Prof. Dr. G. Merzbacher im zentralen und östlichen Thian-Schan 1907/8. Abhandlungen der königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften München, math-nurtwiss. Klasse 26 (4).
Die Sammlung ERICH ZUGMAYER (1879 – xx?)
1906 erforschte ZUGMAYER die Fischfauna von Zentralasien. Seine Expedition, von der er über 400 Fische aus 23 Arten mitgebracht hat, führte ihn unter anderem nach West- und Zentral-Tibet, nach Ladak (Ost-Kaschmir) und an den Panggongsee. Die Fischausbeute dieser Forschungsreise, darunter das Typusmaterial der vier von ZUGMAYER neu beschriebenen Arten Schizothorax montanus, Schizothorax ladacensis, Schizothorax tibetanus und Aspiorhynchus sartus, wurde in der ZSM hinterlegt (ZUGMAYER, 1910).
Die Balutschistan Expedition führte ZUGMAYER 1911 für Sammelreisen in das heutige Pakistan. In den Monaten Februar bis Mai 1911 hielt er sich an der Küste auf, um von Juni bis Mitte September das Landesinnere zu erkunden. Im Oktober, auf seiner letzten Reiseetappe, hielt er sich im Nordosten des Landes in der Region Kaschmir auf. Die Expedition wurde mit für damalige Verhältnisse hohen Summe von 5000 Reichsmark durch die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften unterstütz, das Material in der Zoologischen Staatssammlung hinterlegt (ZUGMAYER, 1913).
Am Beginn seiner Reise hielt er sich hauptsächlich in den Küstenstädten Pasni, Gwadar, Sonmiani und Ormara auf, wo er von den lokalen Fischern zahlreiche Belegexemplare für seine Sammlung kaufte. Fundorte im Inland sind die Flüsse Purali [Porali] bei Las Bela, aus dem Dascht bei Suntsar und Turbat, dem Vidar bei Sonmiani, sowie aus der Umgebung der Stadt Quetta und Pishin sowie von den Orten Mastung und Nushki südöstlich von Quetta [Einzugsgebiet Pishin Lora] und der Umgebuung von Panjgur im Rakhshan-Tal (Zentral-Makran Gebirge).
Die Sammlung enthielt insgesamt 40 Arten aus 18 Familien mit weit über 300 Individuen. Aus dieser Sammlung wurden Torpedo zugmayeri, Platycephalus platysoma, Petroscirtes cristatus, Labeo gedrosicus, Labeo macmahoni, Scaphiodon watsoni var. belense, Scaphiodon daukesi, Nemacheilus baluchiorum und Nemacheilus brahui als neue Arten oder Formen beschrieben. Bis auf wenige Exemplare, die vor dem zweiten Weltkrieg an andere Museen getauscht wurden, wurden die Fische der Balutschistan Expedition und die ursprünglich in München aufbewahrten Syntypen zerstört. Erhalten blieben: Labeo macmahoni, NMW 81256 (1), Scaphiodon daukesi, NMW 19784 (1); ZSI F8028/1 (1), F8032/1 (1)und Nemacheilus baluchiorum, NMW 19851 (1).
Literatur
Zugmayer, E. 1913. Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise von Erich Zugmayer in Belutschistan 1911. Abhandlungen der königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften München, math-nurtwiss. Klasse 26 (6).