Geschichte

Sektion Herpetologie

Der Grundstock der herpetologischen Bestände wurde bereits vor mehr als 190 Jahren durch die Sammelreise von Johann Baptist Spix in Brasilien (1817-1819) gelegt. Die Auswertung dieser Sammlung resultierte in zahlreichen Neubeschreibungen von Schlangen (Wagler 1824), Anuren und Schildkröten (Spix 1824) sowie Echsen und Krokodilen (Spix 1825).

Johann Georg Wagler 1800-1832

Spix lebte vom 9.2.1781-15.5.1826. Sein Assistent, Johann Georg Wagler (28.3.1800-23.8.1832) führte die Bearbeitung der umfangreichen Sammlungen aus Brasilien fort. Darüberhinaus arbeitete er an der Systematik der Amphibien und Reptilien (Wagler 1830) und beschrieb unter anderem so bekannte Gattungen wie Alytes, Dendrobates, Pelobates und Xenopus. Wagler starb infolge eines Schußwaffenunfalls im Alter von 32 Jahren in München-Moosach.

Zu einer selbständigen Abteilung bzw. Sektion wurde die herpetologische Sammlung mit der Tätigkeit von Prof. Dr. h.c. Lorenz Müller (18.2.1868-1.2.1953), der seit 1903 als freiwilliger Helfer im Bereich der Zoologischen Staatssammlung wirkte und von 1912-1948 die herpetologische Abteilung leitete. Seine technische Assistentin war Dora Schmelcher. Müller baute die Sammlung zu internationaler Größe und Bedeutung aus. Eigene Sammelreisen führten ihn nach Italien, auf den Balkan und nach Südamerika. Durch enge Kontakte zu vielen Wissenschaftlern und Sammlern vermehrte er die Sammlungsbestände erheblich.

Aus dieser Zeit besonders erwähnenswert sind die Sammlungen von Prof. Dr. W. Goetsch aus Südeuropa (1927-1934), Argentinien (1927-1928) und Chile (1929-1931), von K. Klapperich aus China (1938), von H. Kulzer aus dem Vorderen Orient (1911-1912, 1926-1928) von K. Lankes aus Mitteleuropa und dem Balkan (1907-1912), von Dr. W. Uthmöller aus Ost-Afrika (1927-1936), von Pater C. Vogl aus Venezuela (1925-1939) und von Prof. Dr. E. Zugmayer aus Zentralasien (1906-1911).

Während des Zweiten Weltkrieges wurden bei intensiven Bombardierungen im April 1944 große Teile der herpetologischen Sammlung zerstört. Nachfolger von Lorenz Müller wurde 1948 Prof. Dr. Walter Hellmich (26.2.1906-29.7.1974), der als Schüler von Müller schon seit 1934 in der herpetologischen Sammlung der ZSM tätig war. Zahlreiche gemeinsame Publikationen zeugen von der engen Zusammenarbeit der beiden Herpetologen.

Durch Sammelreisen nach Spanien, Chile, Argentinien, Paraguay, Angola und in die Türkei baute Hellmich die Bestände der Sammlung weiter aus. Bis 1960 wurde er von Dora Schmelcher in Präparation und Katalogisierung tatkräftig unterstützt. Nach ihrer Pensionierung begann im September 1960 Dieter Fuchs als Präparator in der Herpetologischen Abteilung seine Arbeit. Ihm ist die erste systematische Aufstellung des gesamten herpetologischen Sammlungsmaterials nach dem Krieg zu verdanken.

Seit Anfang der sechziger Jahre konzentrierte sich Prof. Hellmichs Interesse auf den Himalaya. Er gründete und leitete unter anderem das „Forschungsunternehmen Nepal Himalaya“. 1971 ging er in Pension. Sein Nachfolger, Dr. Ulrich Gruber, baute die Erforschung des Himalaya-Raumes schwerpunktmäßig aus. Außerdem arbeitete er an der Herpetofauna der griechischen Inseln und des Münchener Raumes.

Nach seiner Pensionierung übernahm im Dezember 1997 Dr. Frank Glaw die Leitung der herpetologischen Sektion. Sein Schwerpunkt liegt in der Erforschung der Herpetofauna Madagaskars und der umliegenden Inselgruppen. Dieter Fuchs wurde Anfang 2007 pensioniert. Sein Nachfolger wurde im August 2007 Michael Franzen.

Literatur
Fuchs, D. (2001): Walter Hellmich (1906-1974).- In: W. Rieck, G. Hallmann & W. Bischoff (eds.): Die Geschichte der Herpetologie und Terrarienkunde im deutschsprachigen Raum.- Mertensiella 12: 474-477

Glaw, F. (2001): Johann Georg Wagler (1800-1832).- In: W. Rieck, G. Hallmann & W. Bischoff (eds.): Die Geschichte der Herpetologie und Terrarienkunde im deutschsprachigen Raum.- Mertensiella 12: 633-637

Glaw, F. & D. Fuchs (2001): Die Herpetologie in der Zoologischen Staatssammlung München.- In: W. Rieck, G. Hallmann & W. Bischoff (eds.): Die Geschichte der Herpetologie und Terrarienkunde im deutschsprachigen Raum.- Mertensiella 12: 374-377

Gruber, U. (1992): Die Sektion Herpetologie (Lurche und Kriechtiere) der Zoologischen Staatssammlung München.- Spixiana, Suppl. 17: 126-132

Spix, J. B., de (1824). Animalia nova sive species novae Testudinarum Ranarum, quas in itinere per Brasiliam annis MDCCCXVII-MDCCCXX jussu et auspiciis Maximiliani Josephi I. Bavariae regis. – Monachii, 4 pp. 1-53, plts. 1-17 + 1-22

Spix, J. B., de (1825). Animalia nova sive species novae Lacertarum, quas in itinere per Brasiliam annis MDCCCXVII-MDCCCXX jussu et auspiciis Maximiliani Josephi I. Bavariae regis. – Monachii, 2 pp. 1-26, 18 pls.

Wagler, J. (1824): Serpentum Brasiliensium species novae ou Histoire Naturelle des espèces nouvelles de serpens, recueillies et observées pendant la voyage dans l’intérieur du Brésil dans les années 1817, 1818, 1819, 1820 exécuté par ordre de Sa Majesté le Roi de Bavière, publiée par Jean de Spix.- Monachii: I-VIII, 1-75 [Reprint 1981]

Wagler, J. (1830). Natürliches System der Amphibien, mit vorangehender Classification der Säugethiere und Vögel. – München, Stuttgart, Tübingen (Cotta’sche Buchhandlung), 354 pp.