Erforschung der Mollusken-Diversität
Mollusken sind “megadivers”
Die Weichtiere, der zweitgrößte Tierstamm, umfassen unzählige fossile und etwa 100.000 rezente Arten, und viele weitere warten auf ihre Entdeckung und Erforschung. In welchen tropischen, gemäßigten oder polaren Meeren wir auch nach Mollusken gesucht haben, stets haben wir neue Entdeckungen gemacht. Je nach Region waren etwa 10-50% der gesammelten Arten der Wissenschaft noch unbekannt. Bei Schnecken aus dem Abyss des Südatlantiks waren gar über 80% der Arten neu (Schrödl et al. 2010). Meist sind große, auffällige, beschalte Schnecken in Faunenlisten besser vertreten als kleine, getarnte, schalenlose Tiere, die zurückgezogen im Sediment oder parasitisch z.B. in Tiefseetieren leben. Jahrhunderte lang basierte die Molluskentaxonomie auf Schalenmerkmalen. Später wurden dann auch noch grob-anatomische und Radula-Strukturen zur Artenabgrenzung und Bestimmung berücksichtigt. Die jüngste Renaissance der Mikro-Morphologie und insbesondere der Aufstieg molekulargenetischer Methoden bereichern und ergänzen die klassische Mollusken-Taxonomie in großartiger Weise. Es gibt Anzeichen, daß kryptische Arten, die mit morphologischen Methoden nur schwer oder gar nicht erkennbar sind, die Artenzahlen in einigen Gruppen von Meeres-Nacktschnecken vervielfachen könnten. Ein breites Spektrum traditioneller und neuartiger Methoden und analytischer Werkzeuge steht zur Verfügung um die versteckte Artenvielfalt in Mollusken zu erforschen; und ebenso ihre morphologische, funktionelle, ökologische und genetische Vielfalt, also die Gesamtheit biologischer Diversität. Letztendlich wollen wir wissen, wie und warum eine solch überwältigende organismische Vielfalt evolvierte. Moderne Forschung im Bereich Phylogenie und Evolution gewährt aufregende neue Einblicke in die Geheimnisse der Naturgeschichte von Weichtieren.