Forschung an der Mollusken-Sektion

Forschung an der Mollusken-Sektion

Während der letzten 10 Jahre haben wir u.a. die Diversität, Morphologie, Taxonomie, Ultrastruktur, Phylogenie und Evolution weltweiter opisthobrancher Gastropoden, Polyplacophoren, Monoplacophoren und anderer Mollusken studiert, und über 100 Fachartikel in internationalen Zeitschriften veröffentlicht (siehe Listen auf Mitarbeiterseite.

Taxonomische, faunistische und biogeographische Arbeiten beziehen sich auf Südamerika (z.B. Schrödl 1999, 2003, 2009), Antarktis (z.B. Schwabe et al. 2007) und angrenzende Tiefsee im Atlantik (z.B. Schrödl et al. 2011), aber auch auf weltweite tropische Riffe wie in Nord-Sulawesi (Burghardt et al. 2006), den Solomonen, Vanuatu, Samoa und Fiji (z.B. Neusser & Schrödl 2009).

Traditionelle vergleichend anatomische und phylogenetische Ansätze (z.B. Schrödl et al. 2001, Schrödl & Wägele 2001, Martynov & Schrödl 2008) werden durch 3D-mikroanatomische Rekonstruktionen von histologischen (z.B. Brenzinger et al. 2011a) und Transmissions-elektonenmikroskopischen Serienschnitten ergänzt (Jörger et al. 2009). Soeben haben wir unter Berücksichtigung mikroanatomischer und ontogenetischer Daten (Martynov et al. 2011) gängige Lehrmeinungen zur Evolution der Meeresnacktschnecken widerlegt und die wichtige Rolle von Heterochronie als Evolutionsprozeß bei Sternschnecken aufgezeigt (Martynov & Schrödl 2011). Wir nutzen die global verbreitete, ökologisch extrem vielfältige traditionelle Schnecken-“Ordnung” Acochlidia zu Morphologie-basierten (Schrödl & Neusser 2010) und molekularen phylogenetischen Analysen (Jörger et al. 2010Neusser et al. 2011).

Molekular-systematische Studien begannen mit kollaborativen Arbeiten zu Meeres-Nacktschnecken (Vonnemann et al. 2005), Chitonen (Okusu et al. 2003) and basalen Mollusken, inklusive der Etablierung der umstrittenen Serialia-Hypothese (Monoplacophora plus Polyplacophora) durch Giribet et al. (2006)). Unlängst datierten wir den Ursprung und die Diversifikation euthyneurer Schnecken mithilfe molekularer Uhren und klassifizierten die Euthyneura neu (Jörger et al. 2010). Unser “Neuer Euthyneura Baum” stellt altes Lehrbuchwissen zur Evolution dieser mit ca. 40.000 Arten extrem diversen Gruppe auf den Kopf (Schrödl et al. 2011). Laufende Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die Aufklärung der Phylogenie basaler Mollusken und Heterobranchier. Anhand von selektierten genetischen Markern, mitochondrialen und gesamt-genomischen Ansätzen generierte Daten werden mithilfe morphologischer und fossiler Befunde bewertet.

Ein weiteres hochaktuelles Forschungsfeld ist die Aufdeckung kryptischer Artendiversität durch molekulare und integrative Datensätze, und die solide taxonomische Umsetzung der Ergebnisse. DNA-taxonomische Schlüsse werden durch detaillierte mikroanatomische Daten geprüft und ergänzt, und molekulare Artenbäume so erst mit Leben erfüllt (Brenzinger et al. 2011a,b,cEder et al., 2011). Beispielsweise konnten wir zeigen, dass die amphibische Schnecke Aiteng ater, als “bug-eating slug” einzig bekannter Vertreter der neuen Sacoglossen-Familie Aitengidae und unter den “Top 10” der bizarrsten Tierarten des Jahres 2010, zu den ansonsten aquatischen Acochlidien gehört und ungewöhnliche morphologische Merkmale Anpassungen an das semi-terrestrische Habitat darstellen könnten (Neusser et al. 2011a). Jenseits von DNA barcoding präsentierten Neusser et al. (2011b) eine Fallstudie zur Artabgrenzung von exotischen, mikroskopisch kleinen, wurmförmigen und kryptischen Tieren, die üblicherweise nicht in den für populationsgenetische Ansätze erforderlichen großen Stückzahlen gesammelt werden können. Basierend auf mehreren Datensätzen und multiplen Auswertemethoden möchten wir problematische Meeresmollusken weltweit erforschen, und widmen uns seit Kurzem auch verstärkt den einheimischen Mollusken.

Kollaborationen

Die Naturwissenschaften sind längst globalisiert. Die Mitarbeiter der Sektion Mollusca stehen in regem Kontakt zu zahlreichen Museen, Forschungsinstituten, nationalen und internationalen wissenschaftlichen Programmen, und zu Forscherkollegen auf allen Kontinenten; ein Beispiel für langjährige intensive Zusammenarbeit ist die Biologische Station Huinay in der chilenischen Fjordregion.